Lebendige Ostern
Vielleicht kennt jemand die evangelisch-lutherische Dreifaltigkeitskirche in Crottendorf. Dort wurde ich getauft und konfirmiert, besuchte Kindergottesdienst und Christenlehre.
Die Wohnung meiner Eltern war nicht weit von dieser Kirche entfernt. Schaute man aus dem Fenster, war der Kirchturm zu sehen, dessen Kreuz in der Weihnachtszeit beleuchtet war. Der Stundenschlag und das Läuten der Glocken gehörten zum Tageslauf.
Jedoch in der Osterzeit wurde in meiner kindlichen Phantasie an diesem Ort die Ostergeschichte lebendig.
Der Zugang zum Kirchhof führt durch ein breites Tor. In diesem Hof fand für mich die Verurteilung von Jesus durch Pilatus statt.
Während Barabbas als freier Mann den Hof verlässt, wird Jesus vor den Augen der Menschen gegeißelt und das Urteil vollzogen. Die Menschen stehen um ihn herum und schauen zu. Manche Gesichter waren mir vertraut.
Dann beginnt der Weg zum Kreuz. Dieser führte entlang der Kirch- und Friedhofsmauer zu einem kleinen Berg, der sich direkt hinter dem Crottendorfer Friedhof befindet.
In meiner Phantasie erlebte ich, wie Jesus diesen Weg entlang ging und anschließend gekreuzigt wurde. Oberhalb des Friedhofes standen die 3 Kreuze von Golgatha.
Als Jesus stirbt, wird es dunkel. Statt das der Vorhang des Tempels zerreißt, schlagen alle Türen der Kirche nach außen.
Natürlich fanden auch Grablegung und Auferstehung in meiner kindlichen Phantasie auf diesem Friedhof statt.
Maria läuft von dort zu den Jüngern und berichtet ihnen vom leeren Grab und dem lebendigen Christus.
Somit war das Evangelium für mich begreifbar und lebendig geworden. Es fand dort statt, wo ich aufwuchs und lebte. Jesus war für mich real und existierte.
Auch dir wünsche ich, dass dort, wo du gerade bist, Jesus Christus und das Evangelium lebendig werden.
Schau auf das Kreuz, an dem er für dich hängt und deinen Tod stirbt. Geh mit ihm ans Grab und erlebe seine Auferstehung, welche auch deinen Tod als nichtig erklärt.
Vielleicht durchlebst du, wie viele Menschen in der aktuellen Situation, Sorgen und Ängste. Dies ist logisch und verständlich. Aber egal, was auf uns zukommt, in Jesus gibt es eine Perspektive.
Zu Ostern feiern wir Jesu Sieg am Kreuz und seine Auferstehung von den Toten.
Dies lässt uns teilhaben an einem Leben in Ewigkeit, in einer neuen Welt, in welcher es weder Krankheit, Lüge noch Existenznot gibt.
Dieser Glaube an Gott, der uns als Vater, Sohn und Heiliger Geist der Bibel, eine Perspektive bietet ist der Unterschied zu allen Religionen, Theorien und Systemen.
Weder Allah, Buddha und andere tote Götter, noch irgendwelche Lehren und Theorien sowie politischen Überzeugungen werden uns helfen und retten.
Nur durch Jesus Christus gibt es eine Zukunft. Er hat den Tod überwunden.
Wer an ihn glaubt, entscheidet sich für ein Leben nach dem Tod. Dies ist ein lebendiger Glaube, welchen ich mir und dir für jeden einzelnen Tag wünsche.
Gerade in schweren Zeiten versetzt dieser Glaube Berge und verändert die Sichtweise.
Als meine Mutter kurz vor Ostern 2003 verstarb, war ich sehr traurig und gab mir die Schuld. War sie doch während eines Telefonats mit mir verstorben. Hätte ich nicht angerufen, wäre sie nicht aufgestanden und würde vielleicht noch leben, ging mir durch den Kopf. Gleichzeitig brachte mich ihr Tod zum Grübeln und löste aus, dass ich eine neue Beziehung zu Jesus fand. An diesem Ostersamstag jährt sich ihr Todestag. Das Grab zu besuchen, ist aktuell nicht möglich. Aber viel wichtiger ist, zu wissen, dass sie nur ihren irdischen Weg beendet hat und das es ein Leben danach gibt.
Sei gesegnet in diesen Ostertagen. Richte deinen Blick auf das Kreuz von Golgatha. Dort wurde auch für dich der Sieg erkämpft.
Nimm diesen Sieg an. Lass ihn Teil deines Lebens werden. Ostern bedeutet Leben über das irdische Leben hinaus.
© Uwe Seltmann
Ostern 2020